Verlauf

Anstrengende Säuglinge
Meist empfinden Eltern den Umgang mit einem betroffenen Kind von klein auf als äußerst anstrengend. Bereits als Säugling sind spätere ADHS-Patienten unausgeglichen, häufig handelt es sich um so genannte Schreibabys.

Als ein Schreibaby wird ein Säugling bezeichnet, der mindestens drei Stunden täglich, an mindestens drei Tagen in der Woche, mehr als drei Wochen lang anhaltend und ausdauernd schreit. Diese Definition gilt jedoch nur als grobe Richtlinie. Eltern sollten schon wesentlich früher Hilfe aufsuchen, wenn ihr Kind übermäßig schreit und sie überfordert sind. Meist beginnt das Kind um den 7. bis 10. Lebenstag in den Abendstunden vermehrt ohne ersichtlichen Grund zu schreien. Die Muskeln sind angespannt, der Kopf wird rot und das Kind reagiert auf keine der Beruhigungsversuche von den Eltern. In der sechsten Lebenswoche ist der Höhepunkt der Schreiattacken erreicht. Sie reduzieren sich schließlich bis zum vierten Lebensmonat auf täglich eine Stunde.

Ess- und Schlafprobleme werden öfter beobachtet. Die Kinder sind sehr aktiv und schwer zu bremsen, sie befinden sich auf einem hohen Erregungsniveau.

Diese frühen Verhaltensauffälligkeiten bedingen meist von Anfang an einen negativ, kontrollierenden Erziehungsstil, der zwar später die Aufrechterhaltung einer ADHS begünstigen kann, aber die Störung keinesfalls verursacht. Im therapeutischen Elterntraining [siehe nichtmedikamentöse Maßnahmen] wird das elterliche Verhalten analysiert und neue Strategien im Umgang mit dem Kind erlernt.

Widerspenstige Kleinkinder
Im Kleinkindalter wird die motorische Hyperaktivität zum hervorstechenden Symptom. Die Kleinen sind extrem zappelig, integrieren sich z.B. im Kindergarten oder der Vorschule schlecht und haben ein erhöhtes Unfallrisiko. Die 3- bis 6-Jährigen lehnen sich gegen ihre Eltern auf, wehren sich gegen Vorschriften und zeigen aggressive Reaktionen gegenüber Gleichaltrigen. Die Kinder können sich schlecht selbst beschäftigen, verlieren schnell die Lust und Geduld am Spielen und nehmen häufig eine Außenseiterrolle ein.

Probleme in der Schule
Mit der Schulzeit steigen die Leistungsanforderungen - spätestens dann kommen eine Aufmerksamkeitsschwäche und impulsives Verhalten deutlich zum Tragen. Schulkinder mit ADHS lassen sich leicht ablenken und stören häufig den Unterricht. Lernschwierigkeiten und mögliche Teilleistungsstörungen (z.B. Legasthenie) sowie resultierende Umschulungen bzw. Klassenwiederholungen verstärken Selbstprobleme (z.B. vermindertes Selbstwertgefühl) und erhöhen das Risiko für emotionale Auffälligkeiten.

Schwierige Jugend
Im Jugendalter vermindert sich in vielen Fällen die motorische Unruhe, während Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörungen und damit meist auch die Schulprobleme weiter existieren. Jugendliche mit ADHS sind kaum in der Lage, sich selbst zu organisieren, ihr soziales Verhalten ist gestört, die Ratschläge der Eltern werden als Bevormundung empfunden. Kontakte zu Gleichaltrigen sind häufig aggressionsbehaftet. Sie schwänzen häufig die Schule oder brechen die Schulausbildung ganz ab. Geringe Konzentrationsfähigkeit, Vergesslichkeit, Organisationsdefizite und ein chaotischer Arbeitsstil erschweren zusätzlich den Einstieg ins Berufsleben. Nicht selten geraten Betroffene auf die schiefe Bahn, nehmen Drogen und werden straffällig.

Erwachsene mit wenig Selbstbewusstsein
Ein Teil der Betroffenen 
leidet auch im Erwachsenenalter noch unter Aufmerksamkeitsstörungen und beeinträchtigter Impulskontrolle. Ältere ADHS-Patienten besitzen meist ein geringes Selbstwertgefühl und große Mängel in der Selbstorganisation. Weitreichende Probleme in Beruf und in persönlichen Beziehungen, Drogenmissbrauch bis hin zum Abgleiten in die Kriminalität, können bei Nichtbehandlung die Folge sein.Auswirkungen