Nichtmedikamentöse Maßnahmen

Elterntraining/Interventionen in der Familie
Die Schulung der Eltern gilt als wichtiger Bestandteil des multimodalen Therapiekonzeptes im Rahmen der ADHS-Behandlung. Voraussetzung für ein erfolgreiches Elterntraining ist die Kooperationsbereitschaft der Hauptbezugsperson(en). Innerhalb des Trainings werden u.a. problembelastete Verhaltensmuster für konkrete Situationen untersucht. Unter Einbeziehung spezieller verhaltenstherapeutischer Techniken wird vor allem die Anwendung positiver Verstärkung und negativer Konsequenzen bei Problemverhalten geübt. D.h. konkret, es gibt in spezifischen Problemsituationen generell eine Rückmeldung an das Kind - mit einem Belohnungssystem für positive Verhaltensweisen (positive Verstärkung) bzw. mit angemessenen negativen Konsequenzen bei auffälligem Verhalten. Eltern lernen darüber hinaus sich selbst zu beobachten und zu beurteilen, um so ihre negativen Reaktionen auf das Kind zu kontrollieren. Bei Störungen der familiären Beziehungen und bei betroffenen Jugendlichen kann eine Familientherapie durchaus sinnvoll sein.

Interventionen im Kindergarten/in der Schule
Bei Schulkindern wird u.a. mit der Schule, den Schulbehörden und den Eltern bei der Platzierung des Kindes zusammengearbeitet, um eine Schule/Klasse zu finden, die der grundlegenden schulischen Leistungsfähigkeit des Kindes entspricht. Eine Sonderbeschulung ist häufig nicht notwendig. Bei Vorschulkindern mit stark ausgeprägter Symptomatik erscheint bereits eine Unterbringung in eine vorschulische Sondereinrichtung sinnvoll zu sein.

Erklären sich Erzieher bzw. Lehrer zur aktiven Unterstützung bereit, wird hier wie beim Elterntraining mithilfe von speziellen verhaltenstherapeutischen Techniken die Anwendung positiver Verstärkung und negativer Konsequenzen bei Problemverhalten trainiert.

 

Verhaltenstherapie des Kindes/Jugendlichen
Sehr hilfreich sind verhaltenstherapeutisch konzipierte Gruppenkonzepte zur Förderung der Konzentration, der Lernstrategien oder der sozialen Kompetenz. In der Gruppe werden die in der Schule auffälligen Symptome besonders deutlich. Spezielle Behandlungsprogramme helfen den Kindern, in der Gruppe ihre Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität besser zu steuern. Verschiedene Behandlungseinheiten können vor oder während einer medikamentösen Behandlung sinnvoll sein.

Bei älteren Kindern und Jugendlichen wird eine Verhaltenstherapie einzeln durchgeführt. Hier steht das so genannte Selbstinstruktionstraining im Mittelpunkt, welches ADHS-Kinder an eine strukturierte Aufgabenlösung heranführt. Das Kind ist typischerweise nicht in der Lage, auch bei dem Angebot von attraktiven Belohnungen, Hausaufgaben über eine der Klassenstufe des Kindes angemessene Zeit mit angemessenem Arbeitstempo organisiert durchzuführen. Da nicht erwartet werden kann, dass durch das Selbstinstruktionstraining die meisten Symptome in der Familie und in der Schule vermindert werden können, ist es sinnvoll, parallel Interventionen in der Familie und/oder in der Schule durchzuführen. 

(Verhaltens-)therapie des studierenden Jugendlichen/Erwachsenen

Ebenso wie bei Kindern ist es sehr hilfreich, verhaltenstherapeutisch konzipierte Gruppenkonzepte zur Förderung der Konzentration, der Lernstrategien oder der sozialen Kompetenz in das Studentenleben einzubinden; die Herausforderungen sind nur ganz andere, da das Gehirn ( gerade wenn man überhaupt das Abitur erlangt hat) hartnäckige Kompensations- und Vermeidungmechanismen gebahnt hat. Einzelne Universitäten (z.B. die Uni Münster) bieten spezielle Prokrastinationstrainings an (Prokrastination= "Aufschieberitis"), einige wenige (z.B. die Universität Köln) auch Semester-begleitend ein spezielles Training für Studierende mit ADHS an. In Köln war es z.B. früher möglich als Zweithörer an diesem Training teilzunehmen.

Therapie von ADHS-begleitenden Störungen
Zur Behandlung begleitender Störungen können beispielsweise folgende Maßnahmen ergänzt werden:

  • Soziales Kompetenztraining zur Verbesserung des zwischenmenschlichen Zusammenlebens und der Minderung von aggressiven Verhaltensstörungen;
  • Einzel- und/oder Gruppenpsychotherapie zur Verminderung von geringem Selbstwertgefühl und/oder Problemen mit Gleichaltrigen;
  • Übungsbehandlungen zur Verminderung von möglichen Entwicklungsstörungen (Teilleistungsschwächen wie Rechen- oder Lese- und Rechtschreibschwäche).Medikamentöse Therapie